Samstag, 7. Februar 2009

Hallo aus Hilfield

Kurz vorab: Ja, ich habe es an dem Streiktag zur Arbeit geschafft. Es war gar nicht so schlimm wie befürchtet. Zwar gab es ein eingeschränktes Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln, aber das war kein Problem für mich, denn irgendwie hatten die meisten Menschen einen Tag Urlaub genommen, um sich den Streik zu ersparen. Ich hatte also das erste mal in meinem Leben in der Rushhour einen Sitzplatz in der Metrolinie 13, obwohl gestreikt wurde.

Ich bin gerade in Hilfield, einem Franziskanerkloster in England, wo ich zusammen mit den anderen Freiwilligen der EKIR aus den Projekten in Europa und Russland ein Zwischenseminar habe.

Auf dem Weg hierher haben wir noch 2 Tage in London bei einem anderen Freiwilligen verbracht. Im Vergleich zu Paris ist mir aufgefallen, dass London viel sauberer und auch irgendwie moderner ist. Trotzdem habe ich dann glücklich festgestellt, dass ich Paris lieber mag, vielleicht auch gerade, weil es manchmal ein bisschen älter und verwinkelter ist...

Hier beim Zwischenseminar haben wir viel Zeit zum Reflektieren, wie unser Friedensdienst bis jetzt gelaufen ist, wen wir kennen gelernt haben, ob wir unsere Ziele schon erreicht haben und ob wir uns neue setzten wollen usw...
Vor allem genieße ich die Gemeinschaft mit den anderen Freiwilligen. Es ist schön sich auszutauschen wie es in den anderen Projekten und Ländern so läuft.

Eigentlich wollten wir heute noch zum Meer fahren, aber der Winter hält England immer noch fest in seinem eisigen Griff. Die sind hier echt nicht auf Schnee vorbereitet, denn das letzte mal hat es hier vor 18 Jahren geschneit. Die Autos haben hier keine Winterreifen und Streumaterial gibt es natürlich auch nicht.
So sind wir eben 1,5 Stunden durch den Schnee zum nächsten Pub gewandert, denn das Kloster liegt sehr abgelegen. Ich stelle dann mal ein paar Fotos hier von England mit rein.

Liebe Grüße

Donnerstag, 29. Januar 2009

Die Ruhe vor dem Sturm ?

Hallo zusammen,

ich wollte mal wieder was von mir hören lassen....

nachdem ich am Montag frei hatte, hat meine Woche relativ routiniert angefangen. Gestern stand für mich unter anderem ein Accompagnement von zwei Jugendlichen zum „bus dentaire“ an. Das ist eine mobile Zahnarztpraxis, finanziert von der Stadt Paris, zu der Patienten ohne Sozialversicherung gehen können - also perfekt für unsere Jugendlichen.
Dienstags parkt der Bus immer in einem Hof einer Verteilungsstelle für Lebensmittel. Es war für mich sehr berührend zu sehen, wer da alles mit großen Taschen Schlange steht um ein paar Konserven, Kartoffeln Gemüse usw. zu bekommen. Neben Menschen, denen man wirklich ansieht, dass die bedürftig sind, waren dort auch viele „normale“ bis gut angezogene Leute, die sich in die Schlange eingereiht haben. Denen fehlen dann wohl die entscheidenden 100€ in der Haushaltskasse um für die Familie Lebensmittel zu kaufen....

Heute Nachmittag stand Animation auf dem Programm. Meine Kollegin, Astrid, hat einen „Ausflug“ zum planing familial gebucht, einer Einrichtung, die sich der Aufklärung über Verhütung und selbstbestimmte Schwangerschaft verschrieben hat.
Ich bin immer noch sehr begeistert, weil es echt gut gelaufen ist!
Ich durfte dann für die Afrikaner und Srilankesen alles auf Englisch übersetzen - für mich erstmal nicht so einfach, denn auch ich musste mich erstmal ein bisschen freireden, bevor ich all die tollen Sachen explizit benennen konnte....mal soeben auf Englisch zu erklären wie genau man ein Kondom überzieht, was Abtreibung ist, was genau Masturbation usw. bedeutet, das war gar nicht so einfach. Zum Glück konnte ich das Fachvokabular ja schon von meinem „sexual styles/ sexual journeys course“ am College in Canada ;-)
Auch interessant war mitzubekommen, wie die unterschiedlichen Jugendlichen über Sexualität reden konnten oder auch überhaupt Bescheid wussten – es ist echt unglaublich, was die Afghanen zum Teil in der Schule über Sexualität gelernt haben....nur Teufelszeug uns so – ist klar !
Ich habe richtig Lust demnächst nochmal so eine Veranstaltung zu organisieren, aber dann vor allem zum Thema HIV/Aids. Denn heute ist richtig klar geworden, dass die meisten noch gar nicht so viel darüber wissen, bzw. sich keine Gedanken machen...

Und warum heißt der Blogeintrag eigentlich „Ruhe vor dem Sturm?“
Ganz einfach: morgen werde ich die Gelegenheit haben das erste mal einen berüchtigten nationsweiten Generalstreik zu erleben.
Alle wichtigen Gewerkschaften streiken morgen, so natürlich auch die öffentlichen Verkehrsmittel. Anstatt 6 S-Bahnen wird morgen nur noch eine pro Stunde fahren. Das Gleiche gilt für die Metro Busse....usw. Es streiken auch die Lehrer.

„Was, du wohnst in Boissy ? Ne, dann versuchs erst gar nicht am Donnerstag nach Paris rein zukommen“, „Meine Freundin ist um 5 Uhr morgens am Bahnhof um rechtzeitig zur Arbeit zu kommen.“

Solche Sachen habe ich mir heute den ganzen Tag anhören müssen. Ich will es aber dennoch morgen wagen und versuchen zur Arbeit zu kommen. Ausgestattet mit audacity of hope, jeder Menge Podcasts und gute Schuhe zum Laufen, werde ich das hoffentlich schaffen. Ich schreibe dann morgen, wie es gelaufen bzw. vielleicht auch nicht gelaufen ist.

Dienstag, 20. Januar 2009

hallo 2009

Hallo Welt,

viel viel zu lang ist es her, dass ich meinen Blog aktualisiert habe. Das soll sich jetzt aber ändern!

Seit meinem letzten Blogeintrag ist viel Zeit vergangen und dementsprechend auch viel passiert.

Der Wechsel zu meiner eigentlichen Arbeitsstelle Anfang Oktober ist sehr gut verlaufen. Es war schon auffällig, wie anders ich dort als deutscher Freiwilliger behandelt werde. Während man im CAOMIDA immer alles „hundertmal“ erfragen muss, nichts Konkretes bekommt und alles irgendwie schwammig organisiert ist, ist es in der Platforme alles besser organisiert. Ich werde quasi als richtiger Mitarbeiter behandelt. Das fängt bei dem Pünktlichsein morgens an,(bin meistens eh der erste, der aufschließt, deutsche Pünktlichkeit halt ^^) geht über klare Arbeitsbereiche und Aufgaben und hört bei festen Arbeits- und Urlaubszeiten auf. Nach dem etwas „laschen“ Monat im CAOMIDA kam mir das zum Teil etwas befremdlich vor, aber ich fühle mich auch geschmeichelt, dass ich für so „vollwertig“ genommen werde und finde es korrekt in dieser Organisation und zu arbeiten.

Ja wann kommt er denn dazu endlich zu schreiben, was er den ganzen Tag in der Plateform macht?!?!?
Ich habe hier einfach nochmal einen Auszug aus meinem Rundbrief. Ich finde, der umreißt ganz gut, was ich da so mache:

„Pünktlich zum 1. Oktober habe ich dann, für mich dennoch etwas abrupt, in meiner eigentlichen Arbeitstelle der „La Plate-forme d’accueil pour les mineurs isolés“, einer Anlaufstelle für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge im 18. Arrondissement von Paris angefangen. In der Plate-forme arbeitet ein zehnköpfiges Team aus Sozialarbeitern und einer Französischlehrerin.
Täglich kommen neue Jugendliche in Paris an. Sie schlagen sich entweder selber bis Frankreich durch oder werden von Schleusern hier abgesetzt. Einmal angekommen leben diese Flüchtlinge dann auf den Straßen von Paris und schlafen in Parks oder in den Metrostationen. Vorrangiges Ziel der Plate-forme ist es daher diesen Flüchtlingen einen ersten Schutz bieten zu können. Zu diesem Zweck stehen 50 Schlafplätze in einfachen Hotels zur Verfügung. Außerdem erhalten die Jugendlichen jeden Tag einen Gutschein um sich Nahrungsmittel kaufen zu können.
Die Sozialarbeiter nehmen die Geschichte der Jugendlichen auf und beraten diese. Die Flüchtlinge werden solange von der Plate-forme begleitet bis ein Platz in einem französischen Kinderheim für sie gefunden wurde. Das geht manchmal recht schnell, aber es gibt auch Jugendliche, die schon seit 4 Monaten warten. Die Anlaufstelle funktioniert also sozusagen als Übergangsstelle für die Flüchtlinge.
Über dreiviertel der Jugendlichen in der Plate-forme kommt aus Afghanistan. Daneben gibt es auch einige Flüchtlinge aus dem Kongo, dem Sudan oder Eritrea.

Mein Arbeitstag beginnt für mich immer schon sehr früh: mit der S-Bahn und Metro brauche ich mindestens eine Stunde vom Caomida bis zur Plate-forme. Letztere öffnet um 9 Uhr. Ich mache den Jugendlichen dann ein einfaches Frühstück. Während des ganzen Tages bin ich Teil des „Accueil-Teams“. Das bedeutet nicht nur Anrufe entgegen zunehmen und weiterzuleiten, sondern auch Jugendliche, die gerade neu ankommen willkommen zu heißen. Wenn es die Sprache zulässt, ist es auch schön mit den Jeunes ins Gespräch zu kommen. Viele unterhalten sich gerne mit mir und interessieren sich für Deutschland.
Ein weiterer Aufgabenbereich von mir sind die „Accompagnements“. Fast täglich begleite ich die Jugendlichen bei Behördengängen, zu ärztlichen Untersuchungen und Impfungen oder helfe ihnen bei der Einschreibung für eine Französischklasse. Anfangs ist es mir sehr schwer gefallen, da mein Französisch ja auch noch nicht so gut war. Mittlerweile stellt das aber kein Problem mehr für mich da und es ist ein sehr schön zu spüren wie dankbar die Jugendlichen für diese Hilfe sind.
Einmal in der Woche gehe ich mit den Jugendlichen Fußball spielen. Dabei merkt man richtig wie gut ihnen der Sport tut. Ich glaube, dass die Bewegung und das Zusammenspielen ein gutes Mittel ist, um der eigenen Unzufriedenheit aber auch der Unsicherheit Platz zu machen.
Außerdem organisiere ich zusammen mit einer Kollegin einmal pro Woche einen Ausflug für die Jugendlichen. Das können kleine Sachen, wie ein Ausflug zum Hochausviertel „la Défense“ oder aber auch größere Ausflüge wie zum Schloss nach Versailles sein. Hier kann ich auch gut das einbringen, was ich im ersten Monat als Animateur im Caomida gelernt habe.
Generell empfinde ich die Arbeit in der Plate-forme „rauer“ als im Caomida. Die Jugendlichen in der Anlaufstelle sind zum Beispiel in materieller Hinsicht viel schlechter gestellt. Die Kleidung, welche sie tragen ist oft die einzige, die sie besitzen. Sie haben keine wirkliche Vertrauensperson, die ihnen zur Seite steht oder Regeln aufzeigt. Nicht zuletzt ist manchmal das sehr lange Warten auf einen Heimplatz sehr frustrierend . Das äußert sich nicht nur in dem zum Teil verbal „hitzigen“ Klima, sondern auch in Handgemengen und Schlägereien.
Gerade jetzt wo es draußen kälter wird kommen täglich regelrechte „Wellen“ von neuen Jugendlichen. Leider dürfen wir nur 50 Jugendliche aufnehmen und so müssen wir jeden Tag Neuankömmlinge enttäuschen und abweisen. Das ist ganz schön hart, denn wer als Jugendlicher jetzt nachts draußen im Park schläft, dem droht nicht nur eine Erkältung oder völlig durchnässt zu werden, sondern auch das Opfer von Gewalt und Diebstahl zu werden. „


Kurz vor Weihnachten hatte ich dann einen Punkt erreicht, an dem es mir alles zu viel war: die Jugendlichen, das frühe Aufstehen das späte nach Hause kommen nach meinem Sprachkurs, das viele Metro und RER Fahren, die Dunkelheit, die wenige Zeit Sport zu machen, die Tatsache, dass keine Weihnachtsstimmung aufkommen wollte usw......irgendwie habe ich es so richtig gespürt, was „metro, boulot, dodo“ bedeutet.
Um so schöner war es dann, über Weihnachten zurück nach Bonn zu fahren. Ich habe richtig gemerkt, wie mir die Zeit in Deutschland gut getan hat: einfach mal was anderes machen und weg von der Arbeit kommen.

Gerade im Moment bin ich zwar auch hundemüde, aber ich fühle mich ausgeglichen und habe das gute Gefühl aus dem Vollen schöpfen zu können.

In meiner Arbeitsstelle ist gerade ein bisschen der Teufel los, weil im Januar eine regelrechte Welle von Afghanen in Paris ankam. Es sind unter anderem auf einmal so viele, weil die griechische Polizei mit den eigenen randalierenden Jugendlichen beschäftigt ist und es deshalb vielen Afghanen die Passage durch Griechenland gelungen ist.
Die Kapazitäten wurden auf 70 Jugendliche erhöht und wir haben auch zwei neue Kolleginnen bekommen. Nur die Räumlichkeiten sind nach wie vor die alten, und so muss man sich manchmal schon etwas den weg frei kämpfen, wenn man vom einen Raum in den anderen will.

Ich komme jetzt mal besser zum Ende, denn morgen muss ich früh raus...

bis dahin

Je vous prie d'accepter, Monsieur/Madame, l'expression de mes salutations distinguées.

Dienstag, 30. September 2008

Ein Monat im CAOMIDA

kaum zu glauben, jetzt arbeite ich schon fast einen Monat als Animateur hier in der CAOMIDA. Morgen fange ich dann in der Platform an, aber mehr dazu gleich...

es ist schon etwas länger her, dass ich einen Blogeintrag geschrieben habe. Hier hat sich derweil viel getan.
Wir konnten in letzter Zeit viele tolle Angebote für die Jugendlichen anbieten. Wir haben zum Beispiel auf einer, von der französischen Friedensbewegung organisierten Schifffahrt auf der Seine teilgenommen oder sind mit den Jugendlichen zum 5 jährigen Geburtstag von „Cultures du Coeur“, einem großen Event mit Musikern, Künstlern und Workshops gegangen.

Die Animation für die Jugendlichen zu organiseren ist nicht immer leicht, weil viele von ihnen oft in letzter Minute abspringen, und wir dann immer total gestresst durchs CAOMIDA düsen müssen, um neue Jugendliche davon zu überzeugen teilzunehmen.
Gestern haben wir zum Beispiel einen Ausflug zur französischen Nationalbibliothek angeboten. Dort wurde ein vielfältiges und kostenloses Kulturangebot angeboten, um die Pariser auf die Kultursaison 2008/09 einzustimmen. Von den Jugendlichen, die mitkommen wollen, haben uns dann alle versetzt und wir sind deshalb alleine nach Paris gefahren. Das war auch besser, denn so hatten wir genug Zeit und bei den diversen Ständen der Veranstalter zu informieren und um reduzierte Einlässe ins Theater oder in Museen für die Jeunes zu verhandeln.

Letztens ist einer der Jugendlichen aus dem CAOMIDA verschwunden. Ich wurde dann aufgeklärt, dass es häufiger mal passiert, denn für einige Jugendliche, vor allem für Afgahnen, ist Paris nur ein Zwischenstop auf dem Weg nach England, wo sie ihrer Vorstellung nach schneller Arbeit finden können.
Für mache Jugendliche hier ist es sicherlich auch nicht leicht: Sie dürfen hier nicht arbeiten, werden aber von ihren Familien, die sie zurückgelassen haben, unter Druck gesetzt Geld nach Hause zu schicken. Diese Forderungen lassen sich natürlich nicht mit einem Schulbesuch und erst recht nicht mit dem französischen Gesetz vereinbaren.....ich frage mich immer noch, wie man ohne Papiere von Frankreich nach England kommt.

Nach und nach erfahre ich so von einigen Jugendlichen hier ihre Geschichte. Ich versuche zwar darauf zu achten, dass sich deshalb mein Umgang mit ihnen nicht verändert, aber bei manchen fällt es mir dann schon schwer, diese wieder als normale „Jeunes“ zu sehen.

Bald ist das Ende vom Ramadan, und ich bin echt froh darüber. So bemerkenswert ich es finde den ganzen Tag lang weder zu essen noch zu trinken finde ich es echt schade, dass die muslimisches Jugendlichen hier durch das Fasten für einen Ausflug leider nicht zur Verfügung stehen, zu schlapp sind oder hibbelig werden.....

Ich finde es war genau richtig den ersten Monat erstmal hier mit den Jugendlichen zu arbeiten denn so konnte ich viel Neues ausprobiert und habe auch kräftig dazugelernt.
Seit heute Nachmittag wusste ich dann, dass ich morgen schon in der Platform anfangen werde. Das ging mir dann doch ein bisschen zu schnell und abrupt, aber ich bin auch schon gespannt, wie die Arbeit so sein wird. Ich werde fleißig berichten....

Morgen kommt auch mein erster Besuch nach Paris: meine Schwester und ihr Freund bleiben 5 Tage bei mir. Ich freue mich schon sehr, nicht zuletzt, weil sie auch wichtige Sachen, wie Tee und Kölsch mitbringen :-))))

Ach und nochwas: Ich habe letzte Woche von der ZVS Bescheid bekommen - hab im 2. Nachrückverfahren einen Medizinstudienplatz in Marburg bekommen. Köln und Aachen sind für mich dieses Jahr leider nicht drin gewesen....mal schauen was ich jetzt mache. Zum Glück habe ich noch jede Menge Zeit mich zu entscheiden.

Mittwoch, 17. September 2008

Die Arbeit beginnt...

Ja, die Arbeit hier als Animateur im CAOMIDA hat jetzt so richtig begonnen. Am Wochenende haben wir zwei Angebote organisiert: Schlittschuhfahren und einen Ausflug ins „Lilabyrinth“ (wie ein Maisfeldlabyrinth nur mit Blumen)
Das Schlittschuhfahren hat insgesamt echt gut geklappt. Das Blumenlabyrinth war leider eher ein Reinfall, weil es nicht so groß und toll war, wie wir erwartet hatten. Im Moment bin ich noch in der Phase, in der die Jugendlichen bei mir ausprobieren, wie weit sie gehen können, was ich erlaube, was ich nicht mehr akzeptiere usw. Das ist manchmal echt anstrengend. Vor allem, weil ich ja nicht mal eben aus dem Stehgreif auf Französisch losschimpfen, oder die Regeln runter rattern kann....aber das kann ich nach dem Wochenende jetzt schon viel besser ;-)
Besonders ärgerlich finde ich, dass uns manche Jugendliche in der letzten Minuten hängen lassen und nicht mit zu den Veranstaltungen kommen wollen, die wir organisiert haben. So nehmen sie einem andern Jugendlichen, der sich nicht mehr anmelden konnte, die Möglichkeit teilzunehmen. Nach über zwei Wochen mit den Jugendlichen hier hat man so schon einen guten Eindruck, wer zuverlässig ist, und wen man erstmal nicht mehr zu einer Animation mit nimmt....

Heute war wieder, wie jeden Dienstag „Réunion“. Zuerst hatten wir Supervision und dann ging es hauptsächlich um die täglichen Regelüberschreitungen seitens der Jeunes im CAOMIDA und wie dem begegnet werden kann. Während der Réunion merke ich immer, wie sich mein Französisch ( hauptsächlich das Verstehen ) wöchentlich verbessert! Ein echt cooles Gefühl, denn heute habe ich fast alles verstanden, auch wenn es mal wieder sehr anstrengend war.

Am Donnerstag und Freitag Abend haben wir Karten für eine „one man show“ und ein Theater, wo wir mit den Jeunes hinwollen. Am Freitag dürfen wir außerdem der Französischlehrerin vom CAOMIDA bei einem Klassenausflug ins Musée du Louvre assistieren.

Obwohl, oder gerade weil hier alles so gut klappt, fühle ich mich ein bisschen zwischen den Stühlen, denn ich weiß, dass ich nächsten Monat mit der Animation hier im CAOMIDA aufhören und dann mit der Arbeit in der Platform anfangen werde. Dann bin ich dort wieder ganz neu, muss alle kennen lernen, tausende Namen behalten usw.....aber gleichzeitig bin ich auch froh hier aus dem CAOMIDA mal raus zukommen und in Paris zu arbeiten. In den zwei Wochen hier habe ich schon gemerkt, dass man hier auch irgendwie sehr „eingekapselt“ sein kann.

Letztes Wochenende waren wir mal wieder in Paris unterwegs. Da sind auch die Bilder vom Eiffelturm entstanden, der Dank französischer Ratspräsidentschaft blau angeleuchtet und mit gelben Sternen verziert ist. Die kann man jetzt oben rechts, in der Diaschau ansehen.

Heute habe ich auch einen positiven Bescheid für meinen Sprachkurs bekommen. Wenn ich den Test nächste Woche bestehe darf ich ab Oktober drei mal in der Woche zwei Stunden Abends mein Französisch verbessern ;-)

Mittwoch, 10. September 2008

Heute morgen hatten wir einen Termin bei der Post um ein französisches Konto zu eröffnen. Ihr glaubt echt nicht wie viel Papierkram das war! Tausend Formulare und dann haben wir erstmal nur eine Light-version des Kontos bekommen, weil immer noch ein Dokument gefehlt hat....

Außerdem hatten wir heute noch ein „Accompagnement“ für drei Jeunes, die gerne Fußball spielen wollen. Wir haben sie zum Fußballplatz gebracht und dann habe ich noch das Organisatorische mit dem Trainer und dem Sekretär des Vereins agesprochen, und das obwohl die Jugendlichen alle besser Französisch als ich sprechen, weil sie aus dem Senegal kommen. Aber auch das hat gut geklappt. Eben kamen die drei dann auch ziemlich fertig, aber zufrieden vom Training wieder. Sie wollen unbedingt dabei bleiben und am Sonntag schon ihr erstes Spiel gegen eine andere Mannschaft spielen. Nur dafür brauchen sie einen Spielerpass und diesen bekommen sie nur, wenn sie sich ausweisen können. Bei zwei Jungs sind die gesamten Papiere allerdings noch bei der „Prefecture“ in Bearbeitung. Von der Juristin hier haben wir schon erfahren, dass die Anträge der Jugendlichen in der Prefecture nur sehr willkürlich bearbeitet werden und es manchmal bis zu einem halben Jahr dauert, bis sie wieder da sind. Es war schon sehr krass für mich zu sehen, dass davon selbst abhängt, ob man für seine Mannschaft, mit der man trainiert, ein Spiel spielen darf oder nicht.


Heute Abend waren wir mal wieder joggen. Bei dem klasse Wetter war das sehr schön. Mir ist heute auch nochmal richtig aufgefallen, wie wichtig der Sport für mein Wohlbefinden ist. Außerdem haben wir endlich eine schöne Route durch den nahegelegenen Wald gefunden.

Gerade eben stand dann noch spontan Mathenachhilfe auf dem Programm. Erklärt mal auf Französisch den Unterschied zwischen reelen, ganzen, relativen usw. Zahlen....natürlich musste ich auch erstmal wieder nachlesen, was das überhaupt ist ;-)

So, das war also mein letzter Eintrag als Teenager ;-), irgendwie komisch

ab morgen dann als twenny !


Dienstag, 9. September 2008

langer Tag

heute war echt ein langer Arbeitstag.
Um 9 Uhr haben wir, wie jeden Dienstag, mit der Réunion begonnen. Diesmal war das Treffen sehr viel interessanter: es wurden bestimmte Jugendliche mit ihren Problemen besprochen und wie man ihnen am besten weiterhelfen kann. Außerdem hat uns die Juristin, die hier im CAOMIDA arbeitet nochmal allen genau erklärt, wie hier in unserm Departement die Asylanträge der Jugendlichen bearbeitet werden und welche rechtlichen Schritte unternommen werden können.
Nach der Réunion haben wir dann noch beim Austeilen des Abendessen geholfen. Das dauert im Moment doppelt so lange wie gewöhnlich, weil einige Jugendliche „le Ramadahn“ machen und deshalb erst nach Sonnenuntergang, also so um halb 9 essen wollen.
Beim Abendessen habe ich dann auch meine erste „brenzlige“ Situation hie erlebt, als ein großer Streit um die gerechte Verteilung der Donuts losging, es sehr laut wurde und auch ein Messer durch die Luft flog.....aber man beruhigte uns: solchen Streitereinen, c'est normal !
Und dann haben wir schließlich noch mit zwei Jugendlichen die Fußballsachen durchgeforstet und ihnen Sportkleidung für ihr Fußballtrainig morgen ausgeliehen....da war es auch schon 22h00!

Zusammen mit den Animateur, der leider gekündigt hat und übermorgen seinen letzten Arbeitstag hat, haben wir gestern ein Programm mit Aktionen für die Jugendlichen aufgestellt, welches Schlittschuhlaufen, ein Blumenlabyrinth, eine Schiffsfahrt auf der Seine durch Paris und Schwimmen umfasst. Die Eintrittskarten für dieses Programm bekommen wir gratis von „Cultur du Coeur“, eine Organisation, deren Ziel es ist benachteiligten Personen den Zugang zu Kultur und Freizeitaktivitäten zu ermöglichen. Es ist ein schönes Gefühl, dass es jetzt so langsam losgeht! Die Jugendlichen haben sich auch fleißig für die Aktionen angemeldet und ich bin schon gespannt, ob alles so klappt, wie wir uns das vorstellen!

Morgen früh haben wir endlich einen Termin bei der Bank, wo wir hoffentlich ein französisches Konto eröffnen können. Zur Vorbereitung habe ich auch schon fleißig den gesamten „Bankwortschatz“ gelernt und weiß jetzt was Bankverbindung, Überweisung, Bankleitzahl usw. auf Französisch heißt ;-) da kann ja nichts mehr schief gehen morgen....